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Perspektivenwechsel Walt Disney
 
Stories 17, 20.05.2022
Knowhow

Wie Walt Disney den Alltag in der Agentur kreativ bereichert.

Er gehört zu den prägendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und ist weltbekannt für seine Fantasie: Walt Disney. Woher er seine Kreativität schöpfte? Angeblich aus einer speziellen Methode, die der amerikanische Filmproduzent extra entwickelte. Diese soll ihm beim Finden neuer Ideen und der differenzierten Betrachtung bestehender Konzepte geholfen haben. Ob das wirklich stimmt, ist bis heute nicht klar. Das spielt aber auch keine Rolle. Denn die «Walt-Disney-Methode» gehört auch 50 Jahre nach dem Tod des Hollywood-Visionärs zu einem der effizientesten Rollenspiele für frische Inputs und einen wertvollen Perspektivenwechsel.

Als Mitbegründer dieser Methode gilt der Sachbuchautor Robert B. Dilts. Er wollte der Kreativität von Walt Disney auf die Spur gehen und schrieb über den Zeichentrick-Pionier: «Tatsächlich gab es drei verschiedene Walts: den Träumer, den Realisten und den Spielverderber.» Damit fasst er nicht nur den Kern der «Walt-Disney-Methode» zusammen, sondern gleichzeitig, was es dafür braucht. Konkret ist das eine Gruppe von vier Personen – mit drei Teilnehmenden geht es auch. Anschliessend werden folgende Rollen verteilt: Träumer:in, Realist:in, Kritiker:in und Moderator:in. Letztere wird bei der Durchführung mit drei Personen weggelassen. Wer welchen Part übernimmt, ist zweitrangig. Es braucht auch keine besonderen Vorkenntnisse. Bei wiederkehrender Anwendung der Methode empfiehlt es sich, die Rolle immer mal wieder zu wechseln.

 

Let the games begin!

Zu Beginn schildert der/die Moderator:in die Ausgangslage und fasst zusammen, wo die Herausforderungen liegen. Während dem ganzen Diskurs behält er/sie den Überblick und stellt sicher, dass alle Personen gleich viel Aufmerksamkeit erhalten. Das geht zum Beispiel mit einem limitierten Zeitfenster (z.B. zehn Minuten pro Teilnehmer:in). Die einzelnen Parteien unterstützen sich dabei gegenseitig. Es soll kein missgünstiger Wettkampf entstehen. Des weiteren empfiehlt sich eine räumliche Distanz zwischen den «Spielenden». Am selben Tisch zu sitzen oder nahe beieinander zu stehen, zeigt nicht den gleichen Effekt. Dann kann es losgehen.

Als Erster ergreift der/die Träumer:in das Wort. Ohne gross zu hinterfragen, lässt er/sie die Ideen sprudeln und überlegt mögliche Lösungsansätze. Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinerlei Einschränkungen, auch die Machbarkeit der Ideen spielt keine Rolle. Hier dürfen also ruhig mit Gedanken experimentiert und altbekannte Grenzen gesprengt werden. Ganz nach dem Motto: Je grösser die Luftschlösser, desto besser.

Perspektivenwechsel Walt Disney

Danach kommt der/die Realist:in zum Zug. Wie der Name schon sagt, analyisiert diese Person die entstandenen Ideen und spinnt sie unter den folgenden Gesichtspunkten weiter: Was lässt sich umsetzen? Welche Ressourcen sind vorhanden? Ist es zeitlich machbar? Natürlich darf er/sie ergänzende Ansätze und Vorschläge einwerfen (z.B. So wird das schwierig, aber mit einer Person mehr kriegen wir das hin).

Das Schlusslicht bildet der/die Kritiker:in. Seine/Ihre Aufgabe besteht darin, die Anderen auf mögliche Probleme oder Unreinheiten hinzuweisen. Dabei untersucht er/sie, was aufgeht und wo noch Klärungsbedarf besteht. Besonders wichtig: Es ist nicht das Ziel, einzelne Gedankenstränge schlecht zu reden. Vielmehr geht es um eine differenzierte Bewertung und kritische Prüfung – quasi als erster Schritt von Potenzial Richtung Realisation.

Perspektivenwechsel Walt Disney

 

Die magische Mitte

Das Ziel der «Walt-Disney-Methode» ist, einen gemeinsamen Konsens in der Mitte zu finden. So lässt sich ein schöner Spagat zwischen Wunschdenken und Realität schlagen, ohne jemanden auszuschliessen oder wichtige Aspekte wie die Machbarkeit oder den Zeithorizont zu vergessen. Die grösste Herausforderung bei diesem Rollenspiel besteht darin, dass alle in der Rolle bleiben und nicht zwischen den einzelnen Denkweisen hin- und herswitchen. Daran gewöhnt man sich aber schnell. Liegen nach der ersten Runde noch keine (oder zu wenig) befriedigende Ergebnisse vor, hilft es, die Rollen zu tauschen und nochmals einen Versuch zu wagen.

 

Geht gut mit Hut

Ist gerade niemand da für das Rollenspiel? In diesem Falle lässt sich eine abgewandelte Form der «Walt-Disney-Methode» (inspiriert vom Schriftsteller Edward de Bono) durchführen: Stell dir dazu einfach vor, die einzelnen Rollen wären drei Hüte in unterschiedlichen Formen und Farben. Zum Beispiel ein glitzernder Zylinder (Träumer:in), eine purpurbraune Melone (Realist:in) und eine pechschwarze Schiebermütze (Kritiker:in). Setze sie in deiner Vorstellung nacheinander auf und notiere, was dir in der jeweiligen Rolle durch den Kopft geht. Zum Schluss ziehst du aus sämtlichen Notizen ein Fazit. So kommst du zu ähnlichen Erkenntnissen wie in der Gruppe.

Ob mit mehreren Personen oder alleine: Du wirst (hoffentlich) schnell feststellen, dass die «Walt-Disney-Methode» Wunder bewirken und ein tolles Hilfsmittel für verzwickte Kreativprozesse sein kann. Ganz wie der Disney-Slogan schon seit vielen Jahren prophezeit: «Where magic comes true.»