Calligraffiti verleiht Worten eine zusätzliche Bedeutung durch ihre visuelle oder grafische Darstellung. Ganz wichtig: Gestalterische Gesetze sind keine vorhanden. Künstler*innen orientieren sich lediglich. Oft gesehen an Formen und Zeichen aus der arabischen Typografie. Sie vermischen dabei gekonnt Traditionen mit modernen Methoden des Selbstausdrucks. Zum Beispiel am Computer, wenn sie uralte Schriften für eine aktuelle Werbekampagne verwenden.
Polarisierende Kunstpolitik
Neben der Kunst spielt Calligraffiti in der Politik eine wichtige Rolle als friedliche Protestmöglichkeit. Dabei erregen Künstler*innen die Aufmerksamkeit ihrer Gesellschaft nicht mit Schall und Rauch, sondern mit grossen Schriftzügen und mehrdeutigen Botschaften. Im sogenannten «arabischen Frühling» wurden Calligraffiti beispielsweise eingesetzt, um Leute zu informieren und Gebiete zu kennzeichnen. Manchmal dienen Calligraffiti als Mahnmal, damit die Betrachtenden von Fehlern aus der Vergangenheit lernen.
Zwischen Expression und Vandalismus
Calligraffiti setzt sich aus «Calligraphy» und «Graffiti» zusammen und bezeichnet die Jahrhunderte alte Kunst des Schönschreibens. Entsprechende Werkzeuge sind traditionellerweise Federn, Pinsel oder Filzstifte. Graffiti hingegen sind meist schnell und rudimentär angebrachte Bilder und Schriftzüge. Künstler*innen fertigen sie mit Sprühdosen auf Wänden und Zügen an – gegebenenfalls, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Dieses kontroverse Element macht alleine schon für viele den Reiz von Graffiti aus. Im Grunde geht es auch hier darum, sich auszudrücken.
Wenn verschiedene Kulturen harmonieren
Calligraffiti vereint Vorzüge der abendländischen Kunst mit solchen der westlichen. Gewissermassen ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von gegensätzlichen Kulturen. So respektieren Künstler*innen aus den USA ihre Kolleg*innen aus Ägypten. Und umgekehrt. Es gibt kein Richtig, kein Falsch – nur Kunst und Ausdruck. Mit Stolz und ohne Eifersucht. Und wenn jemand irgendwo Aufsehen erregt, interessieren sich die anderen dafür. Damit inspirieren sie nicht nur kommende Künstlergenerationen, sondern auch uns als Menschen und Agentur.