Wie Gen Z und Alpha unsere Sprache neu formen.
Schon immer hat sich Sprache ständig gewandelt. Sie ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch ein Spiegel ihrer Zeit – geprägt von gesellschaftlichen Werten, Technologien, Trends und Lebenswelten. Welchen Einfluss haben Gen Z und Alpha und was verrät Sprache über unsere Gesellschaft?Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
«Der Dativ hat den Genitiv gecancelt» würde es heute wohl eher heissen. Generation Z (ab 1995) und Alpha (ab 2010) mischen bei der Sprachentwicklung ganz vorne mit, denn sie machen mittlerweile fast die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Kein Wunder prägen sie unsere Redeweise so stark. Aufgewachsen mit dem Smartphone, verbringen sie täglich Stunden auf Instagram & Co., was den Sprachgebrauch enorm beeinflusst. Gerade auf TikTok gewinnen neue Wörter und Ausdrücke schnell an Popularität. Sprachtrends verbreiten sich so rasant wie noch nie: Ein Beitrag kann in Tagen oder nur Stunden viral gehen und weltweit Millionen von Menschen erreichen. Doch genauso schnell, wie neue Begriffe auftauchen, verschwinden sie wieder in der digitalen Versenkung.
Wenn Slang Karriere macht
Ältere Generationen sind nicht wirklich auf TikTok angekommen. Neue Ausdrücke und Trendbegriffe wirken daher teilweise verwirrend oder vielleicht sogar befremdlich auf sie. Doch das Phänomen verdient Aufmerksamkeit. Uns steht nämlich eine bedeutende Veränderung in der Arbeitswelt bevor: Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) wird die Gen Z im Jahr 2025 bereits über 27 Prozent der globalen Arbeitskräfte stellen. Höchste Zeit, sich mit ihrem Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. Viele der Gen Z haben nur vage Erinnerungen an die Zeit vor Social Media und Smartphones. Ihre physische Identität ist eng mit der digitalen verwoben und nicht mehr leicht davon zu trennen. So schwappt ihre Sprache auch in die Berufswelt über, was die Kommunikation am Arbeitsplatz beeinflusst.
Von Memes inspiriert, von Karens kritisiert
Statt traditioneller, eher konventioneller Kanäle nutzen immer mehr Unternehmen TikTok oder Instagram, um mit humorvollen Videos aufzutrumpfen oder sich mal selbst auf die Schippe zu nehmen. Einer meiner Lieblingsaccounts (neben unserem TikTok-Kanal selbstverständlich) ist der der Stadt Thun. Beeindruckend schnell werden hier aktuelle Trends aufgegriffen, mit einer persönlichen Note versehen und so ordentlich Schwung in die Landschaft der Schweizer Corporate Social Media gebracht. In den Kommentarspalten wird rege diskutiert, von «+10'000 Aura» bis zu «Und dafür zahle ich Steuern?». Basierend auf den Profilbildern stören sich mehrheitlich Karens oder Rolands daran. Ich persönlich feiere diese Ansätze und wünsche mir mehr davon!
Cringe, goofy oder out of touch?
Mein eigener Wortschatz ist gespickt mit Slang und ich dachte, ich sei absolut up to date. Ein Blick in die Liste der Jugendwörter des Jahres belehrt mich eines Besseren. Während ich Begriffe wie «yolo» und «cringe» noch kenne, sind mir Ausdrücke wie «aura» oder «goofy» dann doch sehr fremd. FYI: Das Boomer-Wort des Jahres 2024 ist Sportsfreund.
Obwohl ich mit Jahrgang 1999 Teil der Gen Z bin, hat mich die aktuelle Sprachentwicklung teilweise schon überholt. Der Wortschatz unserer Generation ist zunehmend diversifiziert. Begriffe aus dem Arabischen, Türkischen, Englischen und anderen Sprachen mischen sich nahtlos in die Alltagssprache. Das zeigt, wie globalisiert und multikulturell unsere Lebenswelt ist. Auch im Schweizerdeutschen sieht man gut, wie neue Einflüsse den Klang unserer Sprache verändern. So wird zum Beispiel «usruebe» zu «chille», und aus «komisch» wird «weird». Zudem geht der Trend klar in Richtung Kürze. In Textform wird mit Ausdrücken wie «fr» (for real), «ofc» (of course) und «idc» (I don’t care) um sich geschossen. Das spiegelt die Geschwindigkeit und Effizienz wider, die wir in unserem Alltag erleben.
Von Wurzeln und Wandel
Während manche das als Sprachverfall betrachten, ist es eher Ausdruck eines lebendigen, dynamischen Sprachwandels, der auch Chancen mit sich bringt. Die Sprache wird flexibler, globaler und inklusiver. Es entstehen neue Wege, sich auszudrücken und Identität zu zeigen. Sei es durch neue Pronomen, die Vielfalt berücksichtigen, oder durch eine Mischung aus Dialekt, Slang und Fremdsprachen. Die Herausforderung: Wie können wir diese Veränderungen begrüssen, ohne unsere sprachlichen Wurzeln komplett aus den Augen zu verlieren? Vielleicht ist es gar kein Entweder-oder? Der Mix macht’s aus: ein bisschen Tradition, ein bisschen Trend – und jede Generation mischt ihre eigene Zutat hinzu. Letztendlich zeigt uns die Sprache der Gen Z und Alpha, dass Kommunikation nicht starr ist, sondern immer in Bewegung bleibt und das ist gut so.
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