Zurück zur Übersicht
Gründung einer Marketingagentur
 
23.10.2024
Insight

Wie gründet man eigentlich eine Marketingagentur?

Bei uns sitzen zwei, die es genau wissen: 2013 haben Doris und Raphael Bühler den mutigen Schritt gewagt, mit Bühler & Bühler gemeinsam eine zu gründen. Was als «Why not?» begann, entwickelte sich schnell zu einer rasanten Reise – gespickt mit kreativen Höhenflügen, zahlreichen Wendungen und Überraschungen.

Okay, gleich zu Beginn: Das wird jetzt vielleicht eine etwas längere Story. Aber glaubt mir, dranbleiben lohnt sich. Doris und Raphael Bühler erzählen aus dem Nähkästchen, was Whisky für einen Platz in der Erfolgsgeschichte hat und ab wann sie wussten: «Das wird gross.»

Fast Forward: Mittlerweile lassen 23 Menschen auf zwei Etagen ihrer Kreativität täglich freien Lauf. Wahrscheinlich spreche ich für die Mehrheit des Teams, wenn ich sage, Bühler & Bühler ist in gewisser Weise schon «es bitzli Familie». Wie bei den eigenen Eltern weiss man dennoch oft zu wenig über sie. Darum durfte ich mit Agentur-Mami und -Papi einmal Tacheles reden.

 

Am Anfang war das Wort

Bevor Doris Bühler Mama wurde, wirkte sie als Texterin, Konzepterin und Beraterin in Agenturen. Bekanntlich ist der Berufseinstieg für Frauen nach der Babypause leider eher schwierig. Doch eins ist sicher: Nach einer kurzen Auszeit will Doris in der Arbeitswelt wieder festen Fuss fassen. Denn sie liebt die Branche und das, was sie macht. Darum gründete Doris 2009 die Einzelfirma «Bühler Werbung». So konnte sie stundenweise ihrer Leidenschaft nachgehen. Wenn Bühler Junior schlief, kümmerte sie sich um Text und Konzept der Kundschaft.

Ihr Angebot stiess schnell auf Interesse: Die Aufträge wurden mehr und die Zeit weniger. Als Unterstützung kam von Anfang an nur eine Person infrage: ihr damaliger Ehemann Raphael Bühler. Die beiden hatten bereits in Projekten zusammengearbeitet. Sie teilten die gleichen Werte und dieselbe Einstellung: von der Qualität der angestrebten Resultate über unkomplizierte Prozesse bis hin zum Dienstleistungsbewusstein sowie menschlichen Umgang mit allen Beteiligten.

Wir schreiben den Januar 2013. Raphael arbeitet 100% als Senior Berater in einer Agentur. Er steht an einem beruflichen Scheideweg. Rechts ein guter Freund, der ihn in seiner Agentur gerne als Partner sehen würde. Links Doris mit Bühler Werbung. In einem Gespräch teilte sie ihm ihre Gedanken und Visionen mit. Nach dem Abstecher steuerte Raphael mit rauchendem Kopf eine Bar am Limmatplatz an. Drei Whiskies, intensives Nachdenken und der Entscheid war gefallen.

Eine Woche später schrieb er seine Kündigung und nach vier Jahren Bühler Werbung entstand die bis heute funktionierende Synergie Bühler & Bühler. Bewaffnet mit zwei Laptops, zwei Handys und einem Multifunktionsdrucker stürzte sich das Duo wagemutig in die Agenturwelt. Heute sagt Raphael, sein Bauchgefühl sei von Anfang an klar gewesen.

Am 1. April gilt es ernst: Bühler & Bühler wird als Kollektivgesellschaft ins Handelsregister eingetragen. Ab diesem Zeitpunkt haften die beiden persönlich mit ihrem eigenen Vermögen – also volles Risiko. Als eine der ersten Amtshandlungen informieren sie ihr jahrelang aufgebautes Netzwerk. Dank der Kontakte, ihrem langjährigen Leistungsausweis und auch einer Portion Glück kamen die beiden relativ schnell zu Jobs von grossen Brands.

 

B&B wie Beziehung und Business – geht das?

Damit das Paar nicht den ganzen Tag aufeinandersitzt und um der Kundschaft inspirierende Meetingräume zu bieten, mieteten sie für rund 400 Franken im Monat einen Arbeitsplatz im ehemaligen Vitra Showroom beim Schiffbau. Dort und am Esstisch wurden fortan grosse Pläne geschmiedet. Als die ersten Aufträge kamen, stand nicht einmal die eigene Website. Die Projektbudgets waren eher klein, die Herausforderungen und Unternehmen dahinter dafür umso grösser. Und das Potenzial offensichtlich.

Nur wenige Monate später kam der Moment, der laut Raphael die Weichen für die Zukunft stellte. Doris hatte mit Bühler Werbung bereits für den grossen Telco-Anbieter gearbeitet – immer wieder kleinere Aufträge. Doch Raphael und Doris waren sich sicher: Da schlummern viel mehr Möglichkeiten. Also fuhren die beiden zum Hauptsitz nach Bern, um den Verantwortlichen ihr ganzes Können zu beweisen. «Wir haben einen Termin bekommen und in rund einer Stunde der ganzen Runde erklärt, was wir alles bieten», so Raphael. Da ahnte noch niemand, wie weit der gemeinsame Weg führen wird. Bis heute verwirklichen wir mit den damals bereits anwesenden Personen zahlreiche Projekte.

 

Aus Zwei mach Drei

Eine klassische Agentur war nie das Ziel. Raphael und Doris boten zu zweit ihre Expertise in Strategie, Beratung, Text und Konzeption an. Alles andere setzten sie mit ihrem Netzwerk von Freelancern um. Das brachte Vorteile mit sich: finanzielle Unabhängigkeit, keine Führungsaufgaben und mehr Flexibilität. Auf der anderen Seite waren sie von der Verfügbarkeit anderer abhängig. Und wir wissen, wie schnelllebig das Agenturleben ist. Manchmal muss es von heute auf morgen gehen.

Freie Zeit war für Doris und Raphael trotzdem Mangelware. In den Familienferien sass Doris am Morgen im Hotelzimmer vor dem Laptop, während Raphael mit dem Sohnemann am Pool spielte. Mittags dann der Wechsel. Machte nichts, denn jeder Auftrag sorgte aufs Neue für einen Euphorie-Schub. Trotzdem war klar: So kann es nicht für immer weitergehen. Darum neu an Bord: eine erfahrene und sehr gute Beraterin, die am gleichen Strick zog und grosse Lust hatte.

 

Vom Showroom ins Glashaus

Zu dritt reichte der Tisch im Vitra Showroom nicht mehr aus. Ein neues Office musste her. Über ehemals Twitter erkundigte sich Raphael bei seinem Netzwerk nach einem geeigneten Plätzchen. Eine Web-Agentur an der Pfingstweidstrasse bot einen gläsernen Raum für vier Personen an – die gesamte Infrastruktur und den Team-Vibe mit über 30 Leuten dazu. Das Trio zügelte gerade mal mit zwei Kisten. Doris erinnert sich deshalb so gut daran, weil die Stossstange des Autos nachhaltig Beton küsste.

Von da an ging es noch steiler bergauf und gezaubert wurde im vergrösserten Agentursetting. Wenig später stiess ein Art Director zum Team, dann eine Polygrafin. Langsam verlagerte man sich aus dem Glashaus an mehrere Tische davor. Als Bühler & Bühler zu siebt waren, wuchs das Bedürfnis nach eigenen Räumlichkeiten. Doris und Raphael träumten schon immer von einem Standort auf dem Steinfels-Areal – unser heutiges Zuhause. 2017 dann die freudige Nachricht: Eine Fläche wird frei! Und so verwandelte sich die alte Seifenfabrik in unsere kleine Oase. Es war die erste grosse Investition und langsam machte sich das Gefühl von «Wir sind eine Agentur» breit. Natürlich gebührend gefeiert mit einer legendären Bühler & Bühler Party.

Wie der Zufall es wollte, wurde im gleichen Gebäude nur ein Stockwerk weiter oben der schönste Raum der Liegenschaft frei: das ehemalige Atelier des Star-Fotografen Alberto Venzago. Auch wenn Bühler & Bühler den Raum damals noch nicht füllen konnte, wussten beide: Das Team wächst weiter und das ist eine einmalige Chance. Der Vertrag wurde besiegelt und das neue «B&B Lab» zum Start für zwei Jahre tageweise an Firmen für Workshops untervermietet – ein stiller Mitarbeiter quasi. Doch Corona hatte andere Pläne. Zum Glück war die Agentur dank steigender Auftragslage stark genug. Das zu diesem Zeitpunkt 15-köpfige Team nutzte fortan den Raum nur noch für eigene Meetings, Apéros und Brainstorming-Sessions.

 

Wo gehobelt wird, da fallen Späne

Doris und Raphael haben gehobelt – und wie. Sie waren sich nie zu schade, überall anzupacken und haben sich ihre Sporen abverdient. Dabei sind Fehler passiert. Daraus zu lernen ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeitskultur. So füllen sich Rucksäcke mit unendlich wertvollen Erfahrungen. Dank ihrer dienstleistungsorientierten Art und ihrem innovativen Umgang mit der Disziplin Dialogmarketing sprach sich Bühler & Bühler positiv herum.

Neue Kundschaft stiess laufend dazu. Mitgliedschaften in Verbänden wie SDV, LSA sowie Gisler Protokoll wurden ausgebaut mit aktiven Engagements als Coaches und Treiber für wichtige Themen in der Agenturwelt. Geschätzt wurde die schnelle und agile Arbeitsweise. Wie sie die Projekte von Anfang bis Schluss begleiteten. Neben der qualitativ guten Arbeit ist es eine Freude, mit den beiden zusammenzuarbeiten – und das ist keine billige Floskel.

Alles, was Doris und Raphael planten oder sich vornahmen, kam anders. Nicht schlechter, nicht besser, nur anders. Das verlangte den beiden enorme Flexibilität ab. Gerade weil das Arbeitsumfeld so dynamisch ist, dachten sie gar nicht erst an einen Fünfjahresplan. Das Geheimrezept war schon immer (Achtung Klischee, aber wahr): Spass und Leidenschaft bei der Arbeit.

Ebenfalls unverzichtbar: die Liebe zum Menschen. Ein Leitsatz des Duos war und ist es, fair mit den Mitmenschen umzugehen und ein wertschätzendes Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen und entfalten können. Wie bleibt die positive Atmosphäre am Arbeitsplatz erhalten? Raphael ist sich sicher, man muss immer daran arbeiten und Aufmerksamkeit vorleben. Oft helfen Feedback und Bestätigung von aussen. Neue Teammitglieder sind erstaunt über das Arbeitsklima, den Umgang miteinander und wie einander zugehört wird. Für uns selbstverständlich.

Was so einfach klingt, ist harte Arbeit. Offene und ehrliche Kommunikation untereinander. Knackpunkte ansprechen und eine gesunde Diskussions- und Feedbackkultur leben. Das üben wir regelmässig in Workshops und Retraiten. Dazu gehört auch der persönliche Austausch: Jeden Monat ruft «Kaffee & Karma». Der Name ist Programm und bietet Raum für Gespräche rund um die eigene Entwicklung, neue Perspektiven und das Wohlbefinden.

Doris und Raphael sind unglaublich aufmerksam und haben ein feines Gespür für jede einzelne Person im Team. Sie respektieren und akzeptieren, dass sich das Privatleben auf den Arbeitsalltag auswirken kann. Bei neuen Mitarbeitenden wird auf Qualifikation und Talent geachtet. Mindestens so wichtig ist, ob es menschlich passt. Raphael ist überzeugt: «Können kann man lernen, Persönlichkeit nicht.» Darum ist das zweite Vorstellungsgespräch bei Bühler und Bühler komplett frei Schnauze fürs gegenseitige Kennenlernen.

Seit der Gründung 2013 hat sich viel getan bei Bühler & Bühler. Über die Rollenverteilung und die Art zu arbeiten waren sich Doris und Raphael aber immer einig: Raphael als CEO und Doris als Kreativchefin im operativen Geschäft. Das Fundament ist ihr absolutes Vertrauen. Die beiden mischen sich nicht in die Angelegenheiten des anderen ein, sondern reden miteinander und ergänzen sich. Sie balancieren sich gegenseitig aus und kennen die eigenen Stärken und Schwächen.

Ihr habt Fragen an Doris und Raphael? Die beiden beantworten sie euch gerne!